Alexandra Brindlinger sitzt an einem Tisch und spricht mit geöffneten Händen, als würde sie in einem ruhigen Gespräch Klarheit im Brandingprozess begleiten.

Selbstständig und jetzt? 

Nichts ist am Anfang perfekt und das muss es auch nicht sein

Was ich in 10 Jahren Selbstständigkeit gelernt habe – zu Angeboten, Preisen, Website und Wunschkunden

Foto: Das bin ich am Anfang. Keine Ahnung, wohin’s geht. Aber immerhin stand ich ganz schön lässig da. (Danke Irene!)

Ich bin als Grafikdesignerin gestartet, weil ich gestalten wollte. Nicht wegen einer Strategie oder einem perfekten Angebot, sondern weil da etwas in mir war, das brannte. Ich habe meinem Brennen vertraut. Es war mein Kompass, lange bevor ich Worte dafür hatte.

Perfekt war damals wenig. Mein erstes Angebots-PDF hieß „final_final_neu_richtig“. So viel zu meinem Start. Trotzdem hat mich die Freude am Tun getragen. Durch Unsicherheiten, durch erste Projekte, durch Entscheidungen, für die ich noch keine Sprache hatte. Und sie trägt bis heute.

Mit der Zeit habe ich gemerkt: Die Freude ist wichtig. Klarheit macht sie wirksam. Und genau deshalb teile ich ein paar Erfahrungen, die ich gerne früher gehabt hätte – nicht als Regeln, sondern als Orientierung, wenn du gerade losgehst oder dich unterwegs neu sortierst.

1. Sortiere dich am Anfang, damit deine Leidenschaft Richtung bekommt

Die Freude ist der Motor, aber ein Motor braucht eine Straße. Es hilft sehr, sich bewusst zu machen, warum man diesen Weg geht. Was wichtig ist. Wofür man gebucht werden möchte. Wie man wirken will.

Diese Sortierung muss nicht perfekt sein. Sie sollte nur irgendwann passieren. Ich bin am Anfang lange genug mit 27 offenen Tabs im Kopf herumgelaufen, bis ich verstanden habe, dass es einfacher geht.

2. Ein Angebot entsteht zwischen Papier und Praxis

Viele starten mit „Ich mach’s einfach für alle und schau mal, was kommt“. Ich auch. Irgendwann merkt man, dass es ohne ein Angebot am Papier schwierig wird.

Ein Angebot zwingt dich, deine Gedanken zu ordnen. Du findest Worte für das, was du tust, erkennst, wem es wirklich hilft, und verstehst besser, welche Leistung du eigentlich anbieten möchtest.

Und dann kommt die Praxis.
Dort zeigt sich, was funktioniert. Was zu viel ist. Welche Teile tragen. Und was neu gedacht werden muss.

Angebote sind lebendig. Sie entwickeln sich. Aber sie brauchen einen Anfang, sonst bleibt alles ein Bauchgefühl, das niemand greifen kann.

3. Preisfindung entsteht aus Erfahrung, nicht aus Mut

Preise setzt niemand endgültig. Sie wachsen, wenn du wächst.

Mit jedem Projekt verstehst du besser, wie viel Zeit du brauchst, wie tief du arbeitest und welche Verantwortung deine Arbeit trägt. Preise entstehen durch Realität. Nicht durch Mutanfälle. Und ganz sicher nicht durch nächtliche „Was bin ich wert“-Recherchen.

4. Nicht jede Zusammenarbeit ist leicht und genau deshalb brauchst du ein Gespür für deine Wunschkund*innen

Ich dachte lange, ich müsste für alle da sein.
Bis ich verstanden habe, dass Leichtigkeit kein Zufall ist.

Es gibt Menschen, mit denen Arbeit einfach funktioniert. Weil man sich versteht, ohne viel zu erklären. Weil man dieselbe Art hat, Dinge zu sehen. Weil Gespräche klar sind und Projekte entstehen, statt gezogen zu werden.

Wunschkund*innen sind keine Zielgruppenübung.
Sie sind der Moment, in dem du merkst: Hier passt etwas. Hier fließt Arbeit. Hier entsteht etwas, das beiden gut tut.

Das hat nichts mit Ausschluss zu tun.
Es ist Orientierung und sie wird deutlicher, je mehr Erfahrung du sammelst.

5. Eine Website ist ein Startpunkt, kein Endergebnis

Viele glauben, die erste Website müsse alles abbilden, was sie sind. Das tut sie nicht. Und das muss sie auch nicht. Du veränderst dich. Deine Arbeit wird klarer. Deine Sprache wächst mit. Deine Angebote ändern sich, sobald du mehr Erfahrung hast.

Eine Website darf sich mit dir mitbewegen. Punkt.
Sie ist kein Denkmal, sondern ein Werkzeug. Sie soll zeigen, wer du gerade bist. Und Raum lassen für das, was entsteht.

Genau deshalb ist es so wichtig, dass du verstehst, wie du Dinge selbst ändern kannst. Wenn du selbst anpassen kannst, bleibst du unabhängig. Du kannst reagieren, ausprobieren, nachschärfen. Du musst nicht warten, bis jemand anderes Zeit hat.

Flexibilität ist kein technisches Feature.
Flexibilität macht dich handlungsfähig.

Warum ich das schreibe

Weil ich weiß, wie es sich anfühlt, einfach loszugehen und erst unterwegs zu merken, wer man ist und was man tut. Und weil es leichter wird, wenn man sich am Anfang kurz sortiert und dann mutig startet.

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Außen nicht mehr zu deinem Innen passt, begleite ich dich gern dabei, deinen roten Faden wiederzufinden. Er ist nicht verschwunden. Er muss nur sichtbar werden.

PS: Wenn du solche Gedanken gerne liest und mehr davon willst: Hier kannst du dich in meinen Newsletter eintragen. Ich schicke dir ab und zu etwas, das dich auf deinem Weg unterstützt.

Und noch etwas, das ich am Anfang nicht auf dem Radar hatte: Wie sehr Netzwerke tragen. Nicht im Sinne von „Networking“, sondern im Sinne von Menschen, die an dich denken, dich empfehlen, dich mitnehmen, wenn sie dich brauchen. Viele dieser Verbindungen hatte ich schon. Ich wusste nur noch nicht, wie wichtig sie einmal sein würden.

Darüber schreibe ich bald.